Warum wir in der besten Zeit und am besten Ort für die Liebe leben
Beziehungen und Liebe waren lange Zeit eine ganz klar definierte Sache. Es gab Regeln und Rollenverteilungen, die durch Gesellschaft und Religion vorgegeben waren und wenn man mit jemandem zusammen sein wollte, musste man sich daran halten. Punkt.
Als Frau sollte man eine gute Hausfrau sein, sich um den Mann kümmern, in der Lage sein, etwas leckeres zu kochen, dafür sorgen, dass man immer hübsch aussieht, Kinder bekommen und sie aufziehen, das Haus in Ordnung halten und allgemein die Wünsche des Mannes erfüllen und seiner Führung folgen.
Als Mann musste man alles bezahlen, sollte möglichst keine Gefühle zeigen, sich eine gute Karriere aufbauen und musste der unerschütterliche Fels in der Brandung sein, der die Familie versorgt und keine Probleme an sie heranlässt.
Auch Beziehungen waren klar definiert: Kein Sex vor der Ehe (und später dann zumindest kein Sex bei den ersten Dates) und natürlich war eine Beziehung immer monogam und hatte das Ziel, sich zu einer Ehe mit Familiengründung zu entwickeln. Ganz klar, Sex hat schließlich Fortpflanzungszweck und ist nicht zum Vergnügen gedacht, das wär ja noch schöner.
Bis heute hat sich das in vielen Ländern nicht geändert.
Auch, wenn es natürlich je nach Religion, politischer Struktur und Jahreszahl Unterschiede gibt und gab, hatten Liebe und Beziehung lange Zeit – und an vielen Orten bis heute – eines gemeinsam: Es gab und gibt eine von außen vorgegebene Struktur, wie das Ganze ablaufen soll.
Das kann sich bis hin zur Vorstellung von Romantik und Liebe erstrecken, die oft durch Filme und Werbung geprägt ist und gar nichts mit echten Gefühlen zu tun haben muss. Trotzdem muss diese Vorstellung auf jeden Fall erfüllt werden, wenn Du eine gut laufende Beziehung führen willst. In vielen Ländern kannst Du als Mann zum Beispiel völlig vergessen, eine Freundin zu haben und ihr zu Valentinstag keine Rosen zu schenken. Und wenn Du als Frau nicht kochen kannst, bist Du in vielen Kulturen einfach raus.
Und das ist doch einfach anstrengend.
Wenn wir ständig damit beschäftigt sind, irgendwelche Regeln und Idealvorstellungen zu erfüllen, sobald wir mit jemandem zusammen sind, können wir innerhalb der Beziehung ja gar nicht mehr authentisch wir selbst sein. Noch dazu entstehen durch diese Vorgaben automatisch Erwartungshaltungen, die erfüllt werden müssen.
Das versetzt uns als Paar in ein Kontrahenten-Verhältnis und hält uns davon ab, wahrhaftig als Team zu agieren. Denn dann heißt es: Entweder Du erfüllst Deinen vorgegebenen Part, oder Du liebst mich nicht wirklich. Entweder Du erfüllst Deinen Part, oder wir können kein Team sein.
Und wenn diese vorgegebene Rolle und all die schon bestehenden Beziehungsregeln Dir einfach nicht entsprechen oder es mit dem Partner am Ende doch nicht passt? Tja, Pech gehabt.
Und Pech gab’s und gibt’s nicht selten.
Frauen, die ihre Partner nicht verlassen können, selbst, wenn diese sie geschlagen haben. Vergewaltigungen in der Ehe, die halt „einfach Sex“ sind und dazu gehörten. (In Deutschland sind Vergewaltigungen in der Ehe übrigens erst seit 1997 strafbar, in vielen anderen Ländern immer noch nicht.)
Männer, die ihre Gefühle unterdrücken müssen, kaum eine Beziehung mit ihren Kindern aufbauen können und in ihrer Beziehung emotional vereinsamten. Berufliche Nachteile für den Mann, wenn seine Ehe nicht gut läuft – denn so jemandem kann man ja nicht vertrauen…
Trotzdem lese ich immer wieder, dass früher alles besser war, dass wir hier gar nicht mehr beziehungsfähig sind, uns alle scheiden lassen, vereinsamen und dass der Feminismus einfach alles kaputt gemacht hat. (Hier bitte eine kleine Schweigeminute einlegen für den Verlust der guten alten Zeit und die Opfer des Feminismus.)
Ich hingegen finde, dass wir in der besten Zeit für die Liebe leben – und an einem der besten Orte der Welt.
Hier und heute haben wir die Möglichkeit, unsere Partnerschaft frei zu gestalten. Es gibt keine vorgegebenen Regeln oder Rollenverteilungen mehr, an die wir uns halten müssen. Wir dürfen Männer und Frauen und alle anderen lieben. Wir können so viel Sex haben, wie wir wollen, ohne gesellschaftlich geächtet zu werden. Ob wir monogam zu zweit leben wollen oder in einer polygamen Lebensgemeinschaft, mit Kindern oder ohne ist völlig uns selbst überlassen. Als Frau kann ich arbeiten und meinen Mann mitversorgen – oder auch als Hausfrau daheim bleiben.
Wir haben alle Freiheiten und das bedeutet, dass wir uns endlich wirklich authentisch begegnen können.
Wir können als Team unseren gemeinsamen Weg finden und unser Miteinander so gestalten, dass es wirklich uns entspricht und nicht irgendwelchen von außen auferlegten Vorstellungen. Das macht frei. Wir können uns gegenseitig stärken und unterstützen – und zwar genauso, wie wir es wirklich brauchen und nicht so, „wie es eben gemacht wird“.
Diese Überfülle an Möglichkeiten kann aber auch verwirrend sein.
Sie fordert von uns, herauszufinden, was wir wirklich wollen, und uns selbst treu zu sein.
Es ist ein bisschen wie beim Wandern: Wenn man einem Wanderweg folgt, muss man nicht groß darüber nachdenken, wohin man geht. Wenn man sich hingegen einen ganz eigenen Pfad durch die Wildnis bahnt, hilft es, mit Kompass und Karte unterwegs zu sein, um nicht verloren zu gehen.
Für die Freiheit, die wir hier und jetzt in der Gestaltung unserer Partnerschaft haben, brauchen wir unseren ganz eigenen „inneren Kompass“. Wir brauchen mehr Klarheit, wohin wir wollen und welche Richtung für uns die Richtige ist. Ob einer der bereits vorhandenen Wege uns entspricht oder ob wir unseren eigenen individuellen Weg gehen wollen. Wir müssen uns auf einmal mit uns selbst befassen und uns unserer selbst bewusster werden. Unserer Wünsche und Bedürfnisse, unserer Werte und auch unserer Unsicherheiten und Blockaden. So entsteht nach und nach dieser innere Kompass, der uns ganz klar zeigt, welche Richtung die richtige für uns ist.
Für ein authentisches Miteinander brauchen wir außerdem echte Offenheit füreinander.
Denn natürlich hat auch Dein Partner oder Deine Partnerin einen eigenen inneren Kompass und kann Dich mit Qualitäten und Wünschen überraschen, für die in alten Konzepten kein Platz war.
Das kann unglaublich inspirierend sein – wenn wir uns darauf einlassen können.
So kann eine authentische Partnerschaft auf Augenhöhe entstehen, in der Ihr Euch gegenseitig stärkt und bereichert.
3 Reflexionsfragen für Dich
Diese drei Fragen helfen Dir, mehr Klarheit zu gewinnen und von Deiner Seite schon mal die richtigen Voraussetzungen für eine authentische Partnerschaft zu schaffen:
1. Welche Erwartungen habe ich an eine Beziehungen – und kommt das wirklich von mir?
Wir alle werden beeinflusst durch das, was uns vorgelebt und beigebracht wurde.
Das kann durch die Beziehung der Eltern und Großeltern passieren, durch romantische Filme, Instagram, Bücher oder auch religiöse Vorstellungen. Auch unser Freundeskreis hat einen großen Einfluss. Wenn in Deinem Umfeld alle polygam leben, kann sich das ebenso auf Dich auswirken wie wenn mit Anfang dreißig auf einmal alle anfangen, zu heiraten.
Frage Dich deswegen, welches Bild von einer guten Beziehung Du hast – und wo es herkommt.
Und dann leg all Deine Beziehungs-Erwartungen und romantischen Träume auf die Waagschale: Willst Du das wirklich? Kommt das aus Dir und entspricht es Dir? Oder kommt es aus vorgelebten Mustern?
Übrigens wollen wir nicht immer die vorgelebten Muster nachahmen, manchmal sehnen wir uns auch nach dem exakten Gegenteil (zum Beispiel nach einer friedlichen Beziehung, wenn die Eltern immer gestritten haben).
Frag Dich auch, ob Deine Wünsche und Erwartungen vielleicht aus Ängsten und Unsicherheiten kommen, anstatt aus Deinem starken, authentischen Selbst.
Vielleicht kannst Du das noch gar nicht alles beantworten.
Das ist völlig okay. Bereits die Beschäftigung mit diesen Fragen hilft Dir, mehr Bewusstsein für Dich selbst zu entwickeln. Und mit der Zeit wirst Du immer besser erkennen, was Dir wirklich entspricht und was Du nur machst, „weil es eben so gemacht wird.“
2. Was ist mir wirklich wichtig in einer Partnerschaft?
Unabhängig von romantischen Idealen und Beziehungsvorstellungen – was tut Dir wirklich gut im Leben und was möchtest Du mit Deinem Partner nicht missen?
Bist Du jemand, der gerne ganz viel kuschelt? Brauchst Du viel Zeit für Dich alleine? Möchtest Du mit Deinem Freundeskreis regelmäßig etwas unternehmen oder willst Du ganz viel Zeit mit einem Partner verbringen? Möchtest Du mit jemandem zusammen leben? Brauchst Du Deinen Rückzugsort, also eine eigene Wohnung oder zumindest ein eigenes Zimmer in einer gemeinsamen Wohnung? Willst Du eher in der Natur leben, in der Stadt leben oder erstmal eine lange Weltreise machen? Und wünschst Du Dir von Deinem Partner, dass er dabei ist?
Wenn alles erlaubt und möglich wäre, wie würdest Du Deine Beziehung gestalten?
Und welche Qualitäten sind Dir wichtig in einem Partner?
Ich bin zum Beispiel total albern und oft sehr kindlich. Mir ist es daher wichtig, dass ich mit meinem Partner rumblödeln kann. Dass wir in Spiele-Arkaden gehen können oder daheim eine spontane Kissenschlacht machen.
Ich beschäftige mich auch gerne mit komplexeren Themen und lese viel – und liebe es, mich mit einem Partner über meine und seine Gedankengänge auszutauschen. Deswegen lege ich jedem potentiellen Partner immer einen IQ-Test vor und unter einem IQ von 130 läuft bei mir gar nichts. (Kleiner Witz am Rande.) Tatsächlich hat es sich dadurch aber automatisch ergeben, dass meine letzten Partner alle sehr intelligent und nerdig waren.
Welche Qualitäten sind Dir wirklich wichtig, was möchtest Du mit Deinem Partner nicht missen?
Achte dabei eher darauf, was Du selbst gerne machst und teilen möchtest und versuche, nicht im Geiste Deinen Traummann oder Deine Traumfrau zu backen.
Was brauchst Du in Deinem Leben, um glücklich und ausgeglichen zu sein? Vielleicht hast Du ja eine bestimmte Morgenroutine, die Dir hilft, produktiv zu sein und die Du auf keinen Fall unterbrechen willst. Oder Du gehst regelmäßig tanzen und möchtest das auf keinen Fall aufgeben, egal, ob Dein zukünftiger Partner deswegen eifersüchtig ist oder nicht.
Wie kann ein anderer Mensch Dich stärken und unterstützen, sodass Du mit ihm freier und glücklicher bist als ohne ihn? Und was kannst Du selbst tun, um glücklich zu sein?
3. Wie offen bin ich dafür, mich auf die Bedürfnisse und Wünsche anderer einzustellen?
Jede Partnerschaft ist anders.
Mit jedem Menschen entwickeln sich andere gemeinsame Routinen und Gewohnheiten, wir teilen andere Interessen miteinander und haben andere gemeinsame Themen. Völlig unabhängig davon, was wir uns in der Beziehung wünschen, wünscht sich unser Partner ja auch etwas. Und jeder Mensch bringt andere Interessensgebiete, Hobbies und auch persönliche Herausforderungen mit. Dadurch entstehen mit unterschiedlichen Menschen unterschiedliche Beziehungsmuster, die jeweils an Deine Bedürfnisse und an die des anderen angepasst sind.
Sich für die Welt einer anderen Person zu öffnen, kann unglaublich inspirierend und bereichernd sein. Bist Du dafür offen?
Frag Dich, wie sehr Du an Deinen eigenen Vorstellungen und Gewohnheiten festhältst. Wie viel Neugier Du allgemein für andere aufbringen kannst. Gibt es bestimmte Eigenschaften, Gefühle oder Themengebiete, die Du automatisch negativ bewertest? Kannst Du Dir vorstellen, diese Bewertung zurück zu nehmen und Dich neu darauf einzulassen?
Wie wichtig ist es Dir, dass die Dinge so laufen, wie Du es Dir vorstellst? Kannst Du Deine eigenen Vorstellungen loslassen und etwas ganz anders angehen, als Du es gewohnt bist?
Wenn Du damit Schwierigkeiten hast, kannst Du das bereits als Single trainieren.
Du kannst zum Beispiel mal Deinen Freunden das Spielfeld überlassen, wenn Ihr Euch verabredet, und zu Vorschlägen „Ja“ sagen, die Du normalerweise ablehnen würdest. Oder Du kannst Dich auf ein Gespräch mit jemandem einlassen, der Dir auf den ersten Blick komplett langweilig vorkommt. Versuche, Deine eigenen Bedürfnisse auszudrücken und dabei immer noch offen für die Bedürfnisse Deines Gegenübers zu bleiben. So könnt Ihr gemeinsam Wege finden, alle Bedürfnisse zu erfüllen.
Deine eigene Neugier und Offenheit für andere zu stärken, verbessert Deine romantischen Beziehungen enorm – und auch alle anderen zwischenmenschlichen Kontakte.
Wenn Du Dich selbst authentisch zeigst und gleichzeitig neugierig darauf bist, den anderen so kennen zu lernen, wie er wahrhaftig ist, entsteht eine Balance, die der Partnerschaft unglaubliches Potential gibt
Dann bedeutet „zusammen sein“ nicht mehr, dass man sich an bestimmte Rollen halten und Erwartungen erfüllen muss, sondern, dass zwei Menschen füreinander offen sind, sich aufeinander einlassen und miteinander Lösungen finden. Dann ist endlich Raum da, sich gegenseitig zu stärken. Und dann kann eine Partnerschaft nicht nur das Leben bereichern, sondern sogar freier und authentischer machen.
Wenn Du magst, lass einen Kommentar da, auf welche Ergebnisse Du beim Reflektieren gekommen bist! Ich bin gespannt, was Du über Dich selbst herausfindest…
Und falls Du merkst, dass Du Dir noch mehr Unterstützung wünschen würdest, schau Dir gerne mal mein Einzelcoaching-Angebot an. Ich freue mich darauf, Dich persönlich kennen zu lernen!